Lesbische Mode: Was ist der Karabiner-Code?

Der Karabiner ist mehr als nur praktisch, er ist Dyke-Code. Aber wie kam der Metallclip vom Klettersport in die queere Ikonografie? Und was verrät seine Position an der Hose wirklich? Eine kurze Geschichte der queer-codierten Hardware
An der Gürtelschlaufe baumelt er fast unscheinbar, aber Eingeweihte wissen: Der Karabiner war nie nur ein Schlüsselhalter. Für viele Lesben, Dykes und Butches bedeutet er Sichtbarkeit, Zugehörigkeit – und manchmal ein stilles Flirten im Vorbeigehen.
Von Daumenringen über Lederjacken bis hin zu Mullets (Vokuhila) – lesbische Mode hat sich über die Jahre verändert. Doch der Karabiner blieb als lesbisches Essential stehen. Am besten mit ordentlich Schlüsselgeklimper: je voller der Bund, desto sichtbarer und lauter.
Der Karabiner, wie wir ihn heute kennen, wurde 1911 ausgerechnet von einem deutschen cis Mann namens Otto Herzog entwickelt – als sichere Verbindung beim Klettern. Dass seine Kreation mal zum lesbischen Symbol schlechthin werden würde, stand wohl nicht in seinen Karten.
Symbol weiblicher Unabhängigkeit
In den Jahrzehnten danach fand der Karabiner seinen Weg in Werkstätten, an Arbeitsgürtel und Schlüsselbunde. Eine erste politische Aufladung erhielt er, als Frauen während des Zweiten Weltkrieges Industriearbeit übernahmen – und Karabiner als multifunktionales Werkzeug eine vorher nicht dagewesene weibliche Unabhängigkeit signalisierten. In den 1970er-Jahren griffen lesbische und feministische Subkulturen diesen Look auf.
Vor allem Butches stylten sich bewusst mit Funktionsmode gegen einen male gaze. Der Karabiner, robust und praktisch, passte dazu. In den 1990ern tauchte der Karabiner zunehmend als subtiles Erkennungszeichen auf – besonders auf dem Uni-Campus, bei Dyke Marches oder in queeren Bars. Er wurde Teil eines Alltagsstils, der queere Identität ausdrückte, ohne laut sein zu müssen.
„Wir haben unsere eigene Sprache geschaffen, mit Schlüsseln, Stiefeln, Karabinern – jedes Objekt ist ein Statement der Verweigerung und Zugehörigkeit.“
Die Schriftstellerin Joan Nestle formulierte es so: „Wir haben unsere eigene Sprache geschaffen, mit Schlüsseln, Stiefeln, Karabinern – jedes Objekt ist ein Statement der Verweigerung und Zugehörigkeit.“
In der Popkultur blieb der Haken nicht unsichtbar: In „The L-Word“ trug Shane ihre Queerness in Form von Utility-Ästhetik, inklusive Karabiner. Die Riot Grrrls der 90er, eine feministische Musikbewegung rund um Bands wie Bikini Kill, spielten auch mit dem Symbol. Heute findet man Karabiner mitunter bei Urban Outfitters und Co. – meistens ihrer Bedeutung entleert für den Hetero-Mainstream.
Aber die besten Karabiner gibt es immer noch im Baumarkt. Und der Karabiner bleibt nach wie vor ein lesbisches Augenzwinkern im Alltag: ein Haken, der hält. Eine diskrete Erinnerung daran, dass Mode politisch und sexy sein kann – auch dann, wenn sie scheinbar nur praktisch ist.
Top oder Bottom?
Umstritten und szeneabhängig, trotzdem gut zu wissen: die Position des Karabiner kann ein subtiles Signal für sexuelle Vorlieben sein. Karabiner auf der linken Seite? Top. Auf der rechten? Bottom. Mitte? Switch. Aber keine Panik: Die meisten Dykes tragen ihren Karabiner auf der Seite, die für sie am bequemsten ist.
Personalisierte Karabiner
Wer den eigenen Karabiner aufpimpen will, ist bei Thorned Vision an der richtigen Stelle. „Ist doch langweilig, dass alle Karabiner gleich aussehen“, dachte sich Fanny und fing vor etwa einem Jahr an, mit dem Lötkolben vom Vater rumzuprobieren. Seither verpasst Fanny den tragbaren Codes ein cooles Makeover mit Piercings, Muscheln und kleinen Steinen – alles organisch und inspiriert von der Natur. Ein Unikat gibt es für 25 bis 30 Euro. Erhältlich über @th0rned_vision auf Instagram, TikTok oder Vinted.

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