Queerer Verein sucht neue Bleibe

Verdrängung in der Szene: AHA Berlin verliert Vereinsräume

4. Juni 2025 Anette Stührmann
Bild: Agnieszka Budek
AHA-Vorstand (v. l. n. r.) Kai-Oliver Pöhle, Dana Klemke und Maren Arnhold

Eine der ältesten Community-Organisationen der Stadt fällt der Geldgier von Vermietern zum Opfer. Der AHA in Schöneberg wurden die Räume gekündigt – und die Suche nach einer neuen Heimat ist schwer

Verdrängung durch kapitalistische Machenschaften ist nicht nur auf dem privaten Wohnungsmarkt gang und gäbe, sondern betrifft auch Gewerbemieter*innen. So macht derzeit die AHA (Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft e.V.) Erfahrungen mit skrupellosen Geschäftemachern, die die Miete in die Höhe treiben. Im 51. Jahr seines Bestehens ist der Verein seit 2010 in den Räumen an der Monumentenstraße 13 in Schöneberg.

Maren Arnhold, Mitglied des Vorstands, erklärt im SIEGESSÄULE-Gespräch, wie es zur Kündigung der Mieträume kam und dass der Vermieter damit einen Überbietungswettbewerb in Gang setzen wollte: „Die Änderungskündigung zum 31.10.2025 kam Ende März. Zunächst war sie mit dem Angebot verbunden, das Mietverhältnis mit einer Steigerung der Nettokaltmiete um 37 Prozent fortzusetzen.“ Ohne Angabe von Gründen sei dieses später über die vom Vermieter beauftragte Hausverwaltung wieder zurückgezogen worden, die Kündigung selbst blieb aber bestehen.

Es gibt einen Interessenten, „der bereit ist, für die Räume eine Nettokaltmiete zu zahlen, die bei fast 100 Prozent Steigerung zu unserer Miete liegt“.

In einem anschließenden klärenden Gespräch mit dem Vermieter habe sich laut Arnhold herausgestellt, dass es einen Interessenten gibt, „der bereit ist, für die Räume eine Nettokaltmiete zu zahlen, die bei fast 100 Prozent Steigerung zu unserer aktuellen Miete liegt“. Um eine Chance zu haben, in den Vereinsräumen zu bleiben, müsse der Betrag überboten werden, habe es von Vermieterseite geheißen. „Das liegt außerhalb unserer Möglichkeiten, und damit müssen wir die Monumentenstraße 13 mit großer Sicherheit Ende Oktober verlassen“, fasst Arnhold die Situation zusammen.

Kommerzmieten für nicht kommerzielle Vereine

Vorstandsmitglied Kai-Oliver Pöhle, genannt KOP, erklärt, warum eine so extreme Mieterhöhung für den Verein nicht zu stemmen ist: „Mit unseren Veranstaltungen verbinden wir keinen kommerziellen Nutzen, zudem erhalten wir keine laufenden Fördermittel; wir finanzieren uns über Mitgliederbeiträge und Spenden.“

Der Verein muss sich nun nach Räumen zum sozialverträglichen Preis umsehen, das sähen im Übrigen auch die meisten der 100 Vereinsmitglieder so, wie bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vereinbart wurde, berichtet KOP. Die Unterstützung aus der Community sei dafür unerlässlich: „Wir hoffen auf Hinweise und Vorschläge von Leuten, die sich mit der AHA und ihren diversen queeren Angeboten wie Erotikparty, Spieleabend, Terrassenfest oder Comedyshow verbunden fühlen und uns mit Rat und Tat zur Seite stehen“, so KOP zur SIEGESSÄULE.

Da die AHA die Raumsuche inzwischen auf diversen Kanälen öffentlich gemacht und Kontakt zu Gremien in Kultur und Politik aufgenommen hat, habe es auch bereits Hinweise zur Anmietung von Alternativräumen gegeben. „Bisher war allerdings noch nichts Passendes dabei“, erzählt KOP. Man benötige mindestens einen großen Raum mit hoher Decke, um die Bühne unterzubringen, zudem einen Abstellraum: „Wichtig ist auch, dass das anzumietende Objekt möglichst innerhalb des S-Bahnrings liegt, die Räume zusammen mindestens 100 Quadratmeter umfassen und nicht mehr als 2.000 Euro Kaltmiete kosten. Außerdem sollten sie barrierefrei zugänglich sein.“

„Wir spielen derzeit alle Möglichkeiten durch und freuen uns auf entsprechende Hinweise.“

Im Übrigen werde überlegt, ob käuflicher Erwerb infrage käme, um sich von Mietspekulation unabhängig zu machen: „Die Option haben wir nicht ausgeschlossen und hoffen auf Tipps von Leuten, die sich mit Immobilienerwerb und Rechtsformen auskennen.“ Zum Beispiel gäbe es die Möglichkeit, eine Stiftung oder Genossenschaft zu gründen und durch entsprechende Einlagen der Mitglieder an die Kaufsumme zu kommen. Bisher werde allerdings davon ausgegangen, dass zumindest vorübergehend Räume angemietet werden müssten, um nicht wie vor ein paar Jahren auf der Straße zu stehen und auf Unterbringung bei wechselnden Veranstaltern angewiesen zu sein. „Wir spielen derzeit alle Möglichkeiten durch und freuen uns auf entsprechende Hinweise“, sagt KOP.

Kontakt für Unterstützer*innen der AHA: vorstand@aha-berlin.de

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