Kunsthopping de luxe

Geschickt wissen die Berliner Galeristen die Aufbruchstimmung des Frühlings zu nutzen: Just in dem Moment, wo Blüten und Knospen aufspringen, präsentieren sie Sammlern und Kuratoren aus aller Welt ihre hoffnungsvollsten Talente und verlockendsten Positionen. Und sie wissen wohl auch: Bei der weitverstreuten Berliner Szene braucht es für ein veritables Galerien-Hopping einigermaßen angenehme Temperaturen. Praktisch ist es dennoch, wenn man den Besuch mehrerer Galerien in einem Quartier verbinden kann, so etwa schon am Donnerstagabend:
Dann nämlich eröffnet die neue Ausstellung von Amir Fattal in der Anna Jill Lüpertz Gallery. Mit „MESOPOTOPOGRAPHY“ beschäftigt sich der israelische Berliner diesmal mit den aktuellen Zerstörungen des Weltkulturerbes in Syrien und Irak. Auch diesmal schöpft er bei seinen vielschichtigen künstlerischen Nachforschungen auch aus seiner eigenen Biografie: Er ist jüdisch-babylonischer Herkunft und heute überzeugter Wahlberliner. So kombiniert er Nachrichtenbilder von Al Jazeera mit Bildern und Laser-Scans aus dem Pergamonmuseum in Berlin, wo viele Artefakte der Region heute archiviert und ausgestellt sind.
Auch auf der Potsdamer Straße eröffnet am gleichen Abend Philipp Fürhofer in der Galerie Judin seine Ausstellung „In Light of the Hidden“. Seine An-Aus-Lightboxes beweisen ein sicheres Gespür für Dramatik, Theatralik und die Einbindung des Zuschauers, schließlich ist Fürhofer auch weltweit als Opern-Bühnenbildner gefragt.
Am Freitagabend sollte man nach diversen Vernissagen einen letzten Stopp beim KIK FIVE nicht verpassen. Die One-Night-Only-Kunstshow im Kino International taucht diesmal unter dem Motto „Fathoms“ in parallele Realitäten und in die Tiefen des Bewusstseins ab. Für eine Ausstellung, die mit seinem Kunst-Party-Konzept auf die Faszination der Nacht setzt, sicher ein angemessenes Thema.
Natürlich braucht es aber nicht unbedingt den schillernden Auftrieb eines Events, um Kunst genießen zu können. Das Gallery Weekend mit seinen stadtweit komfortablen Öffnungszeiten bietet auch Gelegenheit, bisher Verpasstes nachzuholen. Dringend empfohlen seien hier die queeren Puppen der New Yorkerin Greer Lankton in Wolfgang Tillmans Galerie Between Bridges und die neue Ausstellung von Norbert Bisky im Atelierhaus auf Bötzow, die durch einen Ateliertausch mit dem Tel Aviver Künstler Erez Israeli inspiriert wurde. Dieses Wochenende ist außerdem die letzte Gelegenheit, Thomas Knights Fotoausstellung „Red Hot: Berlin“ im Bikini-Haus nachzuholen (mehr dazu hier).
Carsten Bauhaus
Amir Fattal: MESOPOTOPOGRAPHY, Anna Jill Lüpertz Gallery
Philipp Fürhofer: In Light of the Hidden, Galerie Judin
KIK FIVE: FATHOMS, NUR am 01.05., ab 21:00, Kino International
Norbert Bisky: Balagan, Atelierhaus auf Bötzow
Greer Lankton, Between Bridges
Thomas Knights: Red Hot: Berlin, Bikini Berlin