Casa Kuà

Trans* Inter* Queeres Gesundheitszentrum eröffnet

7. Okt. 2020 Michaela Dudley
Bild: Sally B.

Casa Kuà ist ein neues Gesundheits- und Communityzentrum für trans* inter* und queere Menschen in Berlin-Kreuzberg. Wir sprachen mit Tzoa vom Team

Tzoa, vor kurzem ist Casa Kuà in den Räumen der Kreuzberger Schokofabrik an den Start gegangen. Was bietet ihr an? Verschiedenes zu körperlicher und psychischer Gesundheit: z. B. psychosoziale Beratung, traditionelle chinesische Medizin, Klassen wie Femme Fitness oder Yoga, ein queer-feministisches Hebammenkollektiv* und mehr. Wir bieten Raum für Austausch über Sucht, HIV, chronische Krankheiten usw. Und auch wer Hilfe oder Übersetzungen bei Arztterminen braucht, kann sich an uns wenden.

„Viele haben aufgrund von Rassismus, Transphobie, Sexismus usw. schlechte Erfahrungen in anderen Gesundheitsräumen gemacht.“

Warum braucht Berlin ein Zentrum wie das eure? Das deutsche Gesundheitssystem priorisiert die Bedürfnisse von Menschen mit weißen, cis männlichen Körpern. Deshalb wollten wir ein Zentrum explizit für marginalisierte Communities schaffen. Viele haben aufgrund von Rassismus, Transphobie, Sexismus usw. schlechte Erfahrungen in anderen Gesundheitsräumen gemacht. Krankheit kann aber durch viele Faktoren verursacht werden: auch durch systemische und strukturelle Diskriminierung, Einsamkeit oder Isolation. Es ist uns wichtig, Praktizierende zusammenzubringen, die dies in ihrer medizinischen Praxis beachten. Wir definieren Gesundheit im weiteren Sinne – nicht nur als Behandlung von Symptomen.

Wer ist in eurem Team? Wir sind eine kleine Gruppe mit unterschiedlichen Hintergründen. Einige sind Heilpraktiker*innen, andere mehr am Aufbau von Communities beteiligt. Das Kernteam ist BIPoC (Black, Indigenous, People of Color), trans* oder nicht-binär.

„Manche Menschen fallen komplett aus dem Gesundheitssystem heraus.“

Die Schokofabrik ist als „Frauenraum“ bekannt. In der Vergangenheit gab es hier schon Debatten über den Zugang von trans* Personen. Mit euch ist jetzt ein neues, queeres Projekt dazu gekommen. Wie erlebt ihr den Raum? Wir sind zwar hier in den Räumlichkeiten, aber ein eigenes, unabhängiges Projekt, das explizit trans* und BIPoC in den Fokus nimmt. Seit ihrer Besetzung in den 1980er-Jahren spielte die Schokofabrik eine wichtige Rolle für die weiße feministische Frauenbewegung. In den letzten Jahren hat sich der Raum verändert: es gibt mittlerweile einige Projekte, die von Queers und BIPoC geleitet werden, wie die Bar OYA oder die Schokowerkstatt. Und es gab eine teilweise Öffnung gegenüber trans* und inter* Personen. Über Vorstellungen von Geschlecht oder auch über Rassismus zu reflektieren, sind natürlich fortlaufende Prozesse – wir freuen uns jedoch sehr, dass wir hier und Teil dieser Diskussionen sein können!

Ihr habt ein gestaffeltes Preissystem. Was heißt das? Viele alternative medizinische Behandlungen, die nicht von der Krankenkasse bezahlt werden, sind sehr teuer. Manche Menschen fallen aufgrund von Illegalisierung auch komplett aus dem Gesundheitssystem heraus. Deshalb haben wir verschiedene Preisklassen je nach Höhe des eigenen Einkommens. Um unser Projekt zu realisieren und die Kosten für die Behandlungen so niedrig wie möglich zu halten, führen wir derzeit eine Crowdfunding-Kampagne durch.

Ihr habt ja noch einiges vorunter anderem soll es auch kulturelle Angebote geben. Ja, etwa eine kleine queer-feministische Bibliothek und einen Ausstellungsraum für trans*, inter*, queere und BIPoC Künstler*innen. Das sind aber nur erste Ideen! Das Projekt soll wachsen, alle können sich beteiligen.

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