Demo am 25.07.

Community Dyke* March: Weil ein Pride-Sommer ohne lesbische Sichtbarkeit unvorstellbar ist

21. Juli 2025 Amanda Beser/pb
Bild: Canva

Die bisherigen Organisator*innen des Dyke* March Berlin setzen 2025 aus. Ein neu formiertes Bündnis übernimmt und ruft am Freitag zum „Community Dyke* March“ auf. Unter dem Motto „No Dyke* is free until every Dyke* is free“ demonstrieren FLINTA* gemeinsam gegen Patriarchat und Queerfeindlichkeit

Es wirkt wie eine Staffelstabübergabe und das ist es auch gewissermaßen: Die Organisator*innen des Dyke* March Berlin führen in diesem Jahr die Demo aus „gesundheitlichen und organisatorischen Gründen nicht durch“. Sie lassen aber mit der Grußformel „See you again next year!“ auf ein Revival hoffen – wie auf Social Media und der Homepage zu lesen ist.

Kurz nach der Meldung verkündete eine Gruppe, den sogenannten „Community Dyke* March“ am traditionellen Termin – einen Tag vor dem CSD – durchführen zu wollen. Kurzerhand veröffentlichte die Gruppe via Instagram ein Selbstverständnis mit politischen Positionen à la queerfeministisch, antifaschistisch, transinklusiv, antikolonial und intersektional und der Aufforderung, sich den Termin am 25. Juli ab 16:00 freizuhalten.

Die Organisator*innen erklären ihren Entschluss, spontan eine alternative Demo auf die Beine zu stellen, mit einem einfachen, aber kraftvollen Beweggrund: Ein Pride-Sommer in Berlin ohne Dyke* March ist für sie unvorstellbar. Tatsächlich brachte der Dyke* March Berlin das Demoformat überhaupt erst nach Deutschland. 2013 entschloss sich das Team rund um L-MAG, zum zehnjährigen Jubiläum des Magazins, die in den USA entstandene Tradition in die Hauptstadt zu holen. Das inspirierte zahlreiche weitere Städte, eigene Dyke* Marches zu starten – darunter Köln, Hamburg oder Münster.

Der erste March übertraf alle Erwartungen, rund 1500 bis 2000 Menschen zogen laut und kämpferisch für lesbische Sichtbarkeit durch die Straßen. Seither ist der Dyke* March fester Bestandteil der Berliner Pride-Saison und brachte zuletzt 2024 bis zu 15.000 Demoteilnehmer*innen zusammen.

Bild: Sally B
Beim ersten Dyke* March in Berlin 2013

Hard-Facts: Start, Route, Programm

Damit der Community Dyke* March in der kurzen Zeit realisiert werden kann, haben die Organisator*innen eine Spendenaktion über GoFundMe aufgesetzt. Bei dieser sind fast 6000 Euro für Ausgaben wie Technik, Truck-Anmietung und Awareness-Team zusammengekommen. Auch das Demoprogramm steht bereits fest: Um 16:00 geht es am Oranienplatz mit einer Auftaktkundgebung los. Anders als beim bisherigen Dyke* March wird es hier Redebeiträge geben, die sich auf marginalisierte Perspektiven innerhalb der lesbischen Community konzentrieren. Ab 17:00 soll sich der Demonstrationszug in Bewegung setzen und durch Kreuzberg und Neukölln laufen. Eine Karte mit der exakten Route soll bald veröffentlicht werden, außerdem ist ein Live-Ticker-Chat auf Telegram geplant.

Im Anschluss werden queere und FLINTA* Veranstaltungen und Partys stattfinden, aber nicht in offizieller Kooperation mit dem Community Dyke* March. „Unser Fokus bleibt auf der Demo als politischem Raum. Es gibt keine Sponsorings oder kommerzielle Partnerschaften“, erklären zwei Personen aus der Orga-Gruppe in einem schriftlichen Interview.

Cis-Männer werden im Selbstverständnispapier um solidarisches Fernbleiben gebeten. Dabei solle es nicht darum gehen, Allys auszuschließen, sondern vor allem den Menschen Raum zu geben, die von Marginalsierung aufgrund ihres Geschlechts betroffen sind, auch in queeren Räumen.

Bild: CD*MB
Großer Andrang beim Soli-Abend für den Community Dyke* March in der B-Lage

Für die Umsetzung des Sicherheitskonzepts während der Demo sind über 100 Personen eingeplant „darunter Ordner*innen, Awareness-Teams sowie medizinisches Personal (Erste Hilfe/Sanitäter*innen)“, erklären die Organisator*innen gegenüber SIEGESSÄULE. Das Verständnis von Sicherheit sei „nicht rein repressiv oder polizeibezogen – wir verfolgen einen Community-basierten Ansatz, der auf gegenseitiger Verantwortung, Solidarität und Empowerment beruht.“

„Wir gehen auf die Straße, weil queere Sichtbarkeit und Solidarität keine Option, sondern eine Notwendigkeit sind.“

Das Motto „No Dyke* is free until every Dyke* is free“ spiegelt den Anspruch des Community Dyke* March wider: „Wir gehen auf die Straße, weil queere Sichtbarkeit und Solidarität keine Option, sondern eine Notwendigkeit sind. Wir stehen für eine intersektionale, internationalistische, trans-inklusive und antisexistische Dyke*-Politik“, betonen die Organisator*innen. „Dabei schließen wir uns keinen staatlichen oder nationalistischen Ideologien an, sondern verstehen queere Befreiung immer als kollektive, solidarische und grenzüberschreitende Praxis.“ Man sehe es als notwendig an, allgemein aus vergangenen Fehlern zu lernen, „Community-Räume bewusst zugänglich und verantwortungsvoll zu gestalten und solidarische Kritik zu ermöglichen.“

Raum für vielfältige Perspektiven

Weil die Demo „kein idealtypisches Modell – sondern ein politischer Notfallplan“ sei, „entstanden aus einem Vakuum, in dem queere Sichtbarkeit verloren zu gehen drohte“, könne die Gruppe niemals „allen Erwartungen gerecht werden“. Trotzdem wolle man auch im Hinblick vorjähriger spalterischer Debatten (SIEGESSÄULE berichtete) kundgetane Rückmeldungen wahr- und ernstnehmen.

Zur Demo rufen sie ausdrücklich Gruppen und Einzelpersonen aus der Community auf, eigene Blöcke im Demozug zu gestalten und sich mit ihren politischen Stimmen sichtbar zu machen. Ziel sei es, „konsequent Raum für vielfältige Perspektiven zu schaffen – gerade auch für solche, die marginalisiert, überhört oder als unbequem markiert werden“, so die Orga-Gruppe. Aktuell wurde u.a. ein Antifa- und Dragking-Block angekündigt.

„Wir stehen derzeit in keinem engeren Austausch mit dem bisherigen Orga-Team“, erklären die Aktivist*innen. Zwar gab es eine Kontaktaufnahme, aber die Organisator*innen des Dyke* March Berlin antwortete laut Information von SIEGESSÄULE auf diese Anfrage, dass sie derzeit keine Kapazitäten für einen weiteren Austausch haben.

„Unser Anliegen ist in erster Linie, die entstandene Lücke zu füllen und sicherzustellen, dass auch 2025 ein Dyke* March stattfindet. Was danach kommt, ist offen.“

„Unser Anliegen ist in erster Linie, die entstandene Lücke zu füllen und sicherzustellen, dass auch 2025 ein Dyke* March stattfindet. Was danach kommt, ist offen. Nach der Demo wollen wir im Orga-Team und mit der Community reflektieren, ob und wie der Community Dyke* March weitergeführt wird“, sagen sie. Eine Zusammenarbeit mit dem Dyke* March Berlin stehe derzeit nicht im Raum.

Community Dyke* March
25.07. ab 16:00, Route: Oranienplatz (Kundgebung) –Segitzdamm –Reichenbergerstraße – Kottbusser Damm –Hermannplatz – Karl-Marx-Straße – Erkstraße – Wildenbruchstraße – Kiefholzstraße – Bouchéstraße – Am Treptower Park
Info: instagram.com/community.dykemarch

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