Für Kopf und Bauch: Metis, queerer Buchladen mit Café, neu in Prenzlauer Berg

Am 12. Juli feiert in der Gleimstraße 21 in Prenzlauer Berg die Buchhandlung Metis Books & Café ihre offizielle Eröffnung. Der mehrsprachige queere Indie-Buchladen will einen Raum der Begegnung schaffen und Leselust mit kulinarischen Highlights vereinen. SIEGESSÄULE-Autorin Anja Kümmel traf die Inhaber Darío Guijo Hernández und Bruno Di Pietro zum Gespräch
Darío, Bruno, wann und wie habt ihr euch kennengelernt? Bruno: Wir haben uns im November 2015 kurz nach den Attentaten in Paris bei einer Kundgebung auf dem Pariser Platz in Berlin kennengelernt …
Darío: … und da hat es sofort „geklickt“. Seitdem sind wir zusammen!
Wow, das ist eine sehr schöne Anfangsgeschichte! Und wie ist dann die Idee entstanden, einen Buchladen mit Café zusammen zu eröffnen? Bruno: Wir lesen beide sehr gerne, auch auf verschiedenen Sprachen, und wir haben immer viele Buchhandlungen besucht, wenn wir im Urlaub waren oder Freund*innen in anderen Städten besucht haben. Wir mögen einfach die Stimmung in Buchhandlungen oder in schönen Cafés. In Athen waren wir zum Beispiel in einer Buchhandlung mit Café, die uns sehr inspiriert hat.
Darío: Wir hatten schon länger im Kopf, etwas im Kulturbereich zu entwickeln. Während der Pandemie gab es viele Veränderungen, und wir haben uns gefragt: Was möchten wir jetzt machen? Was wollen wir zu Gesellschaft beitragen? Und langsam entstand die Idee einer Buchhandlung mit Café. Das ist nicht neu, aber uns war es auch wichtig, einen sicheren Ort zu schaffen, für Frauen, für LGBTIQ*, für nicht weiße Menschen. Einen Ort, wo man sich treffen kann, wo man in den Austausch kommt.
„Essen, Kaffee, Tee, andere Getränke und Bücher passen einfach gut zusammen! Es ist eine gute Mischung, weil all diese Dinge uns nähren.“
Die Mischung aus Café und Buchhandlung scheint ein beliebtes Konzept zu sein – in Berlin gibt es etwa die queerfeministische Buchhandlung She Said in Neukölln, Shakespeare & Sons in Friedrichshain oder Ocelot in Mitte. Was ist eure spezielle Vision für Metis? Darío: Essen, Kaffee, Tee, andere Getränke und Bücher passen einfach gut zusammen! Es ist eine gute Mischung, weil all diese Dinge uns nähren.
Bruno: Ich sehe Metis als eine Ergänzung zu den Projekten, die schon da sind.
Darío: Aber unsere Ausrichtung ist eine etwas andere. Wir haben Bücher in sechs Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Katalanisch. Eine kleine Buchhandlung dieser Art ist einzigartig in Berlin. Und unsere Vision ist es, nicht nur Food für das Gehirn und den Bauch anzubieten, sondern wir möchten wirklich eine Räumlichkeit schaffen, in der sich Menschen treffen und Ideen weiterentwickeln können.
„Wir möchten wirklich eine Räumlichkeit schaffen, in der sich Menschen treffen und Ideen weiterentwickeln können.“
Wie kam es zu dem Fokus auf Mehrsprachigkeit? Hat diese Ausrichtung auch mit eurer Lebensgeschichte zu tun? Darío: Es gibt in Berlin, und auch hier im Kiez, viele Paare, die international sind. Und wir haben uns gedacht, es gibt einfach kaum Buchhandlungen in dieser Stadt, wo man wirklich Bücher auf mehreren Sprachen finden kann.
Bruno: Als ich hier ankam, war es nicht so einfach, Bücher zum Beispiel auf Italienisch zu finden. Deswegen freuen wir uns ganz besonders, wenn wir jemandem ein Buch in seiner oder ihrer Sprache anbieten können. Ein Buch ist eine Ware, aber es ist auch keine Ware. Es hat einen Preis, aber manchmal ist es auch unbezahlbar!
Darío: Ja, ein Buch kann dein Leben ändern! Als Teenager in meiner Heimatstadt Valencia war es sehr schwierig, LGBTIQ*-Bücher zu finden. Und die Bücher, die ich damals gelesen habe, haben mir richtig geholfen – ich würde sogar sagen, sie haben mich gerettet.
Auf welche Art von Literatur fokussiert ihr euch und warum? Darío: Wir haben Autor*innen und Verlage, die wir lieben. Und dann gibt es bestimmte Themen, die uns am Herzen liegen: Küche, Gesundheit und Sachbücher, die uns helfen, unsere Rechte zu unterstützen, untermauern und erweitern: Menschenrechte, Frauenrechte, LGBTIQ*-Rechte, Ökologie …
Und bei der Belletristik, lasst ihr euch vor allem von eurem persönlichen Geschmack leiten? Darío: Das unbedingt, aber nicht nur. Wir haben schon ein paar Kund*innen, die vorbeikommen und uns sagen, was ihnen gut gefallen hat, und dann bestellen wir neue Autor*innen, die uns interessant erscheinen. Es muss in beide Richtungen gehen! Auch in Bezug auf Getränke oder Essen. Für uns war es von Anfang an sehr wichtig, vegane Kuchen und herzhafte Speisen anzubieten. Und wir bekommen auch Input, neue Sachen auszuprobieren. Wir hören uns an, was die Gäste uns rückmelden – so entwickeln wir uns Stück für Stück!
„Gerade, weil man die anderen nicht kennt, fühlt man sich wohler und freier, ins Gespräch zu kommen.“
Ihr veranstaltet auch diverse Events, zum Beispiel Book Clubs, Schreibworkshops oder die Silent Reading Party. Was verbirgt sich hinter diesem Format? Darío: Es ist ganz einfach: Man kommt hierher mit einem eigenen Buch und liest für 90 Minuten in Ruhe, und dann essen wir gemeinsam und diskutieren. Das ist sehr schön, denn man lernt neue Menschen und neue Bücher kennen und hört neue Ideen!
Bruno: Ja, man ist quasi in einer Art von Meditation, und wir haben schon gemerkt, dass wir alle dadurch ein bisschen offener sind. Vielleicht gerade, weil man die anderen nicht kennt, fühlt man sich wohler und freier, ins Gespräch zu kommen. Das heißt, man kommt ein bisschen raus aus der eigenen Bubble …
Darío: … und kann plötzlich so einfach seine Welt ein bisschen erweitern!
Metis Books & Café Grand Opening,
12.07., ab 18:00,
Gleimstraße 21, 10437 Berlin,
Anmeldung (kostenlos),
Instagram: @metis.books.and.cafe
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