Pride

Neuer CSD-Verein: Großer Pride im September geplant

25. Feb. 2021 fs
Bild: Brigitte Dummer

In Berlin hat sich ein neuer Verein gegründet, der am 11. September 2021 den Berliner Pride als Großevent plant. Darüber hinaus haben Leute aus der Community bereits im Juni mehrere kleinere Demonstrationen angemeldet

Neue Impulse für den Berliner CSD: Es zeichnet sich ab, dass es in diesem Jahr Veränderungen rund um den Berlin Pride geben wird. So hat sich die „Aktionsgemeinschaft LGBTIQ Berlin e. V.“ neu gegründet und am 11. September eine Berliner CSD-Demo mit anschließender Abschlussveranstaltung am Brandenburger Tor angemeldet.

Demo, Bühnenprogramm und mehr am 11. September

Am Berliner CSD e. V., der seit Ende der 90er die große Berliner Pride-Parade mit Wagen und Bühnenprogramm organisiert, hatte es u. a. rund um den digitalen Pride in 2020 einige Kritik gegeben. Der Verein ist derzeit dabei, sich neu aufzustellen: der Vorstand trat Ende Januar geschlossen zurück, bislang wurde noch kein neuer gewählt und auch noch kein Termin für einen Pride 2021 festgelegt.

„Wir haben gedacht, wenn der Berliner CSD e. V. das nicht auf die Reihe kriegt, einen CSD in 2021 zu organisieren, dann übernehmen wir das mit unserem Know-How und unseren Mitstreiter*innen“, berichtet Thomas Kohs, neben Markus Poscher einer der Gründer der neuen „Aktionsgemeinschaft“, gegenüber SIEGESSÄULE.

Kohs ist Teil des Unternehmens Rut Wiess Event GmbH, das u. a. für den Berliner LGBTI*-Weihnachtsmarkt Christmas Avenue verantwortlich ist und 2020 die Streckenvermarktung des Berliner CSD übernehmen sollte. Dann kam Corona – und statt der geplanten großen Straßenparade fand der Berliner CSD im letzten Jahr vorrangig als digitales Event statt.

Das soll 2021 auf jeden Fall anders sein, findet Thomas Kohs. „Wir haben mit den Ordnungsbehörden Mitte gesprochen und haben gemeinsam den Termin am 11.9. abgestimmt. Uns ist bewusst, dass das Datum leider in mehrfacher Hinsicht vorbelastet ist, aber es war der einzige Termin, an dem der Platz vor dem Brandenburger Tor noch verfügbar war.“

Geplant ist am 11. September eine Demonstration, die sich an der traditionellen Demoroute des Berliner CSD orientieren soll, und eine Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor. Die Demo und das Abschlussevent werden voraussichtlich „CSD Berlin“ heißen – ein Begriff, der nicht geschützt ist und den entsprechend nicht nur der Berliner CSD e. V., sondern verschiedene Initiativen nutzen können, um Aktionen anzumelden. Dabei seien Veränderungen gegenüber der bisherigen großen CSD-Parade durchaus angedacht, erzählt Thomas Kohs. So soll das Event u. a. nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden.

„Einen CSD zu planen dauert mindestens 5 Monate, deshalb haben wir uns dazu entschlossen, das jetzt zu starten. Absagen kann man immer noch.“

Lutz Ermster, noch im Amt als Vorstandsmitglied des Berliner CSD e. V., hatte Ende Januar gegenüber der BZ angekündigt, dass der Berliner CSD unter Umständen am 25. September stattfinden könne. „Da ist Berlin Marathon geplant“, betont hingegen Thomas Kohs. „Da kann nichts anderes stattfinden. Der 11. September war der einzige Termin, der überhaupt kompatibel ist mit einem CSD.“ Der Termin sei jetzt „geblockt beim Amt.“

Natürlich könnte die Pandemie immer noch einen Strich durch die Rechnung machen. Falls sich aber abzeichnet, dass auch am 11. September eine Veranstaltung dieser Größe noch nicht durchführbar ist, könne man das Ganze auf 2022 verschieben. „Einen CSD zu planen dauert mindestens 5 Monate, deshalb haben wir uns dazu entschlossen, das jetzt zu starten. Absagen kann man immer noch kurzfristig.“

Wichtig ist Kohs, dass die neu gegründete „Aktionsgemeinschaft“ konzeptuell eher ein Dachverband als alleinige Organisatorin des Berliner CSD sein solle. „Das kann nur funktionieren, wenn das gemeinsam läuft.“ Jeder Community-Verein in Berlin sei deshalb dazu aufgerufen, mitzumachen. Und auch den bestehenden Berliner CSD e. V. wolle man „sofort mit ins Boot holen, sobald er einen neuen Vorstand gewählt hat, um das gemeinsam auf die Beine zu stellen.“

Pride-Sterndemo am 26. Juni

Über den CSD der neuen „Aktionsgemeinschaft“ hinaus könnte es in diesem Sommer noch weitere Berliner Pride-Aktionen geben. Unter anderem hat LGBTI*-Aktivist Nasser, der letztes Jahr am 27. Juni eine Berliner CSD-Demo anmeldete, gegenüber SIEGESSÄULE betont, dass er auch in diesem Jahr etwas organisieren wolle.

Stefan Kuschner, ehemaliges Vorstandsmitglied des Berliner CSD e. V., und einige andere Aktivist*innen planen bereits am 26. Juni eine „Sterndemo“, bei der verschiedene kleinere Demos zur selben Zeit durch Berlin ziehen sollen. Drei Demos sind bereits angemeldet, berichtet Stefan Kuschner gegenüber SIEGESSÄULE, weitere sollen noch dazu kommen.

Zusätzlich zu den Demonstrationen solle es an insgesamt vier Tagen, vom 26. bis zum 29.6., digitale Livestreams und Beiträge im Internet rund um das Thema Pride und verschiedene Thementage geben – u. a. einen zu Rassismus und einen zur Situation der Kulturschaffenden und Gastronomen in der Pandemie. „Wir rufen alle dazu auf, sich zu beteiligen“, sagt Kuschner. Die Website zur Aktion, die unter dem Namen „CSD Berlin Pride“ läuft, soll nächste Woche online gehen.

Mit der „Aktionsgemeinschaft“ arbeite das Team zusammen, sagt Kuschner, und werde sich dann auch an dem CSD am 11. September beteiligen. „Bei unserer Aktion im Juni liegt der Schwerpunkt noch mehr auf dem Politischen, dem Democharakter. Im Herbst können wir dann hoffentlich auch wieder alle gemeinsam feiern.“

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