Queer trifft Goth beim „Lieber tot“-Festival

Berlin hat einige Darkwave-Partys zu bieten, doch um Festivalatmosphäre zu erleben, mussten Fans der düster-elektronischen Klänge bisher in andere Städte reisen. Dies soll sich nun ändern: Am 12. und 13. September findet zum ersten Mal das „Lieber tot“-Festival im Æden statt, mit etlichen queeren Liveacts, Dragshows und DJs
Nonkonformität, Gender-Bending, exzentrische Outfits und pompöses Make-up – die Schnittmengen zwischen der LGBTIQ*-Szene und der Goth-Subkultur liegen auf der Hand. Kein Wunder, dass in dieser Szene überproportional viele Menschen anzutreffen sind, die sich als queer oder Allys verstehen. So auch die Akteur*innen und Gäste der seit 2019 stattfindenden Queer-Wave-Partyreihe „Eisengrau“, aus deren Umfeld während zahlreicher Afterhours der letzten Jahre die Idee entstand, gemeinsam ein Festival auf die Beine zu stellen.

„Europaweit und in Deutschland explodieren momentan die Minimal- und Synth-Wave-Festivals“, bemerkt Paura Diamante, Drag-Performerin, Musikerin, DJ und „Eisengrau“-Veranstalterin. „Und in Berlin ist diesbezüglich Wüste. Wir dachten uns, das kann eigentlich nicht sein!“ „Wir“, das sind neben Paura Diamante noch Sharleen Voyage, Testbild und Else Edelstahl, Gastgeberin der 20er-Jahre-Sause „Bohème Sauvage“.
„Eigentlich haben wir hier ein großes Angebot, aber es sind immer nur einzelne Konzerte, einzelne Partys“, sagt Else Edelstahl. „Ein Festival dagegen zieht Leute aus ganz Deutschland und auch international an, es schafft einen Treffpunkt für die Szene.“ So war „Lieber tot“ geboren – geplant als zweitägiges Festival mit diversen Livekonzerten, Performances und DJs.
„Uns war wichtig zu zeigen, dass Queerness ein selbstverständlicher Teil der Szene ist.“
Als Location bot sich das Æden an, das mit seiner Konzertbühne, zwei Dancefloors und einem großen Gartenbereich einen fließenden Übergang zwischen Liveshows und Clubnächten erlaubt. Das Line-up ergab sich aus Brainstorming und den persönlichen Vorlieben der Veranstalter*innen quasi organisch – wie auch die Tatsache, dass diverse queere Acts mit von der Partie sind. „Zum einen weil wir finden, dass das einfach ein Berliner Standard sein sollte“, betont Paura Diamante. „Aber auch weil es uns wichtig ist, zu zeigen, dass Queerness ein selbstverständlicher Teil der Szene ist.“
Lesbischer David Bowie
Dazu gehören zum Beispiel die Dragshows am Samstag, kuratiert von der Berliner Underground-Ikone Antina Christ. Einige dürften ihr legendäres „Spook House“ aus dem Tipsy Bear kennen; andere, die Drag bisher nur mit Pailletten und Federboas assoziiert haben, werden möglicherweise die ein oder andere spooky Überraschung erleben. „Da wird vielleicht Glitzer vorkommen, aber es wird schon düster werden!“, freut sich Else Edelstahl.
Musikalischer Headliner am Samstag ist die elektronische One-Woman-Show Madmoizel aus Paris, die Paura Diamante als „lesbischen David Bowie“ im „Dandy-Butch-Dyke-Style“ bezeichnet.
Ein weiteres queeres Highlight ist She Can’t Afford Mascara, nicht binäre*r Künstler*in aus Kopenhagen mit pakistanischen Wurzeln. Lyrics wie „They think they are Gothic“ und „They copy my look time after time“ schlagen einen augenzwinkernden Bogen zu Drag-Themen und sorgen, genau wie der vielfältig interpretierbare Name des Festivals, für eine campy Note oder vielleicht auch einen liebevoll (selbst)ironischen Blick auf die eigene Subkultur.
Im Anschluss an die Konzerte werden die Tanzflächen von den „Eisengrau“-Resident-DJs sowie der Crème de la Crème der Wave-Szene aus ganz Europa bespielt. Neben Festival- und Tagespässen können Einzeltickets für die Afterpartys auch im Vorverkauf (bereits vergriffen) oder an der Abendkasse erworben werden. Wenn alles gut läuft, soll „Lieber tot“ von nun an jährlich stattfinden – Fans können sich 2026 schon vormerken. Bleibt nur noch zu sagen: Kommt heraus, ihr Kinder der Nacht, wo auch immer ihr seid!

Lieber tot – Synth & Minimal Wave Festival,
mit Madmoizel, Eddie Dark, Night in Athens, She Can‘t Afford Mascara u. a.
12.+13.09., Æden
liebertot.de
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